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Donnerstag, 30. Juni 2022
Design trifft Daten
Zum Start des 9-Euro Tickets Anfang Juni 2022 hatten viele Reisende ohne Bahnerfahrung Schwierigkeiten, sich am Bahnsteig oder im Bahnhof zurechtzufinden. Kein Wunder, denn dort wartet eine Flut an Informationen: Hier zeigt ein Schild zu den Gleisen 4-6, dort zum Taxistand, eine laute Durchsage weist auf geänderte Wagenreihungen hin und provisorisch aufgestellte Hinweise erklären, wo es trotz des gesperrten Hauptausgangs nach draußen geht. Informationen gibt es im ÖPNV nahezu überall – doch sind sie auch immer verständlich?
Informiert unterwegs von A nach B
Informationsdesign ist die Design-Disziplin, die Informationen für alle gut zugänglich vermitteln will. „Fahrgäste möchten am Ende des Tages nur möglichst einfach, schnell und komfortabel von A nach B kommen. Dazu müssen Informationen und Hinweise wie Linienpläne und Wegeleitung einfach zu erfassen sein“, meint Viktoria Brandenburg. Sie ist Geschäftsführerin der Agentur DIE INFORMATIONSDESIGNER aus Köln, die sich auf die Arbeit mit dem ÖPNV spezialisiert hat.
Design für die gute Orientierung
Der öffentliche Nahverkehr ist Teil der Daseinsvorsorge und muss für alle funktionieren, auch für Menschen mit eingeschränktem Seh- oder Hörvermögen, mit verminderter Bewegungsfähigkeit oder in Begleitung von Kindern oder Älteren. Die unterschiedlichen Bedürfnisse gilt es bei der Verkehrsplanung zu berücksichtigen, das ist die Aufgabe der Informationsgestaltung im ÖPNV. Sie unterstützt visuell und akustisch: Schriftgrößen werden so angepasst, dass die Hinweise besser lesbar sind, Farbwelten so gewählt, dass verschiedene Informationen gut unterschieden werden können und Durchsagen mehrfach wiederholt, auch in anderen Sprachen, damit so viele wie möglich sie verstehen. Kurz: gutes Informationsdesign ist möglichst barrierearm.
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Eine Frage des Mindsets
„Design ist eine unterschätzte Kraft im ÖPNV“, findet Viktoria Brandenburg. „Manche Verkehrsunternehmen, etwa in Hamburg oder Berlin, haben das schon verstanden. Sie binden Design und eine einheitliche Bildsprache in alle Aktivitäten und Produkte ein, auch in Fahrpläne, Störungskommunikation etc., nutzen sogar Soundbranding.“ So entsteht ein klares Markenimage, doch es zeigt auch: hier wird der Kunde erstgenommen und steht im Fokus. Design als Mehrwert, das ist ein Mindset.
Insbesondere wenn es um Atmosphäre und Wohlfühlfaktor geht, macht Design einen großen Unterschied. Das können Verkehrsbetriebe nutzen, um attraktiver zu werden. Großes Potenzial liegt auch in der Verbindung von stationären Informationen wie Fahr- und Linienplänen und digitalen Informationen, wie Echtzeit-Belegungsdaten. Mit gutem Beispiel voran gehen die Wiener Linien: bis 2030 wollen sie alle Haltestellen vollständig digitalisieren, die Kommunikation mit den Fahrgästen flexibler machen.